“You do not
have problems-
you are the problem.”

Aus dem Archiv der Gitananda Yoga Gesellschaft Deutschland e. V.

28. Juni 2012

Yogacharya Dr. Ananda Balayogi Bhavanani:"Understanding the Yoga Darshan"
An Exploration of the Yoga Sutra of Maharishi Patanjali

Sadhana Pada Sutra 48

"tato dvandvanabhigatah": Dadurch verlieren die Dualitäten ihre Wirkung.

Das dynamische, lebendige Weltall ist erfüllt von unüberwindbaren Dualitäten (dvandva). Dvandva bedeutet "die Zwei-Zwei". Dies ist das Wort für die Polaritäten in unserem Leben wie Erfolg-Misserfolg, heiß-kalt, oben-unten, ein-aus, Lob-Tadel, männlich-weiblich oder Sonne-Mond. Hatha Yoga ist die physikalische Wissenschaft über die Balancierung von diesen gleichen, jedoch in sich oppositionellen Energien. Diese Polaritäten sind die Kräfte der Natur im konstanten und dynamischen Fluss. Wenn wir uns gegen diese Kräfte stemmen und dadurch instabil sind, werden Störungen in sämtlichen Bereichen unseres Lebens auftreten; körperlich, mental, emotional oder psychisch. Maharishi Patanjali versichert uns, dass wir die Wirkungen von den Polaritäten überwinden werden, wenn wir das Asana vervollkommnen. Wie ist dies möglich? Das Asana kreiert gleichzeitig die Ebenen der Festigkeit und der Leichtigkeit. Wenn wir diese angenehme Ebene der Leichtigkeit erreichen, sukha stanam, werden alle Polaritäten ihre Wirkung in uns verlieren. Dvandva kann ihre Wirkung nur entfalten, wenn wir in einer instabilen Lage leben.

Lord Krishna berichtet über diese ideale Balance, stitha prajna, in der Bhagavad Gita. Er betont die Wichtigkeit von der emotionalen Unberührtheit gleichermaßen gegenüber Erfolg und Misserfolg. Krishna beschreibt den Menschen als stitha prajna, wenn er alle Leidenschaften, Angst, Zorn, Habsucht und Egoismus überwunden hat. Lord Krishna sagt noch zu Arjuna: "Wer gegenüber Freund und Feind gleichgesinnt bleibt, in Ehre und Unehre, Kälte und Hitze und in Lust und Leid, wer frei vom Anhaften ist, wem auch Tadel und Lob gleich sind, wer schweigsam ist, mit allem zufrieden, ohne Zuhause, festen Sinnes: der Mensch, der mich so hingebend liebt - er ist mir lieb".

Ein Vergleich bieten die physiologischen Prinzipien von Agonist und Antagonist im Bewegungsapparat. Aber Maharishi Patanjali begrenzt sein Konzept nicht auf die physische und physiologische Ebene. Für ihn beruht das ganze Yoga auf dem Geist. Kein Wunder, dass er so ein guter Psychologe ist. Wenn der Körper ein tiefes Verständnis hat für die natürliche Balance, werden die Emotionen und der Geist ebenfalls zur inneren Balance streben. Der Körper ist ein Werkzeug, mit dem man Änderungen im Geist erarbeiten kann. Dies ist ein Beispiel dafür, wie soma (der Körper) die psyche (den Geist) beeinflussen kann, um eine psychosomatische Harmonie zu erzielen. Geist und Körper bewegen sich wechselseitig, eine Änderung beim einen wird auch beim anderen eine korrespondierende Veränderung bringen.

Die universellen Dualitäten werden immer existent sein, ob wir sie mögen oder nicht. Das Einzige, was wir tun können, ist sie und ihre Effekte auf uns zu übersteigen. Wir können die Realitäten des Lebens nicht verändern, aber unsere Einstellung diesen gegenüber. Das ist das Konzept dvandvateetha. Dieser Prozess ähnelt den Videospielen, in denen der Spieler lernt, sich von einer Ebene zur nächsten, schwierigeren zu bewegen. Swamiji sagte: "Du kannst Deine Probleme nicht vernichten, aber aus ihnen herauswachsen." Er sagte auch: "Das Leben führt einen stets von einem Problem zum anderen, also bleibe beweglich. Ändere, was Du ändern kannst und akzeptiere das, was für dich unveränderbar bleibt!" Das ist ein exzellentes Motto.

Über das Asana sind insgesamt nur 4 Sutra im Yogadarshan zu finden. In einem Sutra erwähnt Patanjali das Asana, im nächsten beschreibt er das Asana, im übernächsten, wie das Asana zu formen ist, und im 4. Sutra nennt er den Nutzen. Patanjali erwähnt namentlich kein einziges Asana oder nennt seine körperlichen Wohltaten. Diese Ideen sind für ihn nicht von Wichtigkeit, sein Hauptthema ist das Asana als Methode, die Polaritäten im Leben zu überwinden. Nach dem Überwinden der Polaritäten und dem Erreichen der Ebene dvandvateetha können sich die Ebenen von samatwam und samabhava in einem manifestieren.

Die Essenz dieses Sutra ist, dass wir im Asana unser wahres Selbst festigen. Dann ist das Gefühl von Zufriedenheit und Leichtigkeit vorhanden. Yoga existiert nicht nur in einer Yogaklasse während der physikalischen Posen oder während einer Atemkontrolle. Yoga sollte als "der Weg des Lebens" beschrieben werden. Wir sollten das ganze Gemälde betrachten und nicht nur die Ränder der Leinwand.

Das Asana kann auch als Symbol für unsere evolutionäre Erfahrung betrachtet werden. Es gibt Asanas inspiriert durch Amphibien, Reptilien, Säugetiere, Menschen, Rishis und Götter oder geographische Elemente. Wenn wir unseren Körper in diese Asanas hineinbewegen, um diese Erscheinungen zu imitieren, wandern wir bewusst durch die evolutionäre Geschichte der Erde. Jedes Mal, wenn wir unsere Körperposition verändern, ist dies eine Art Sterben im Sinne der evolutionären Fortentwicklung. Wir realisieren zunehmend, dass wir nicht verloren gehen können und sublimieren zunehmend unsere Angst vor Veränderungen. Menschen sind die einzigen Lebewesen der Erde, die mit dieser Gabe gesegnet sind. Tiere sind von Geburt an in ihrem Asana festgelegt. Eine Schlange kann nur eine Schlange sein, ein Hund bleibt stets ein Hund und ein Fisch ist immer ein Fisch.
Aber als Menschen, benutzen wir diese Gabe? Was geschieht, wenn wir dieses Erneuern nicht versuchen? Erneuern wir uns wirklich fortwährend? Swamiji sagte oft: "Die evolutionäre Geschichte ist nicht die Geschichte von wenigen Weiterentwickelten, sondern die Geschichte von wenigen, die nach Weiterentwicklung strebten."

Bist Du auf dem Wege zur Weiterentwicklung?

Übersetzung: Yogacharini Latha, Korrektur: Henrike Bolte

> zurück zur Übersicht